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Ellen Barkin in Shit Year

Was kommt nach dem Ruhm? Independent Regisseur Cam Archer zeigt eine alternde Hollywood Diva im Ruhestand und eine Ellen Barkin, die sich die Seele aus dem Leib spielt.

Die erfolgreiche Schauspielerin Colleen West ist in die Jahre gekommen und verkündet das Ende ihrer Karriere als Schauspielerin. Das letzte Projekt am Theater endete genau wie die Affäre mit ihrem jungen Schauspielkollege und in den letzten TV-Interviews wurde der Abgang von der Showbühne gut in Szene gesetzt. Die alternde Dame zieht sich in die Einsamkeit der Wildnis zurück und versucht zur Ruhe zu kommen. Dort wird sie mit ihren eigenen Ängsten konfrontiert, den Zustand nicht mehr gebraucht zu werden und erlebt die Art Einsamkeit, vor der sie sich stets gefürchtet hat. Die kleinsten Geräusche in der Umgebung, wie harmloses Vogelgezwitscher machen sie nervös und die Baustelle in einiger Entfernung zu ihrer Berghütte bringt sie fast zur Verzweiflung. Das Scheitern ihrer letzten Affäre wirkt ebenso nach und zerrt am Selbstbewusstsein der Frau. In einigen Szenen kommt eine unfreiwillige Komik ins Spiel. So sieht man die Diva tief verkrochen im dicken Pelzmantel in einem Supermarkt stehen, ratlos Unmengen an Putzmittel kaufend, mitten in einer tiefen Sinnkrise, die sich zu einer wahren Depression steigert. In der Tat ein ziemlich beschissenes Jahr für die Schauspielerin, die keine Rollen mehr bekommen wird und deren Leben mit dem Ende der Karriere völlig aus den Fugen gerät. Colleen West wird von Ellen Barkin gespielt und die füllt die Rolle meisterhaft aus. Man nimmt ihr auf Anhieb das Bild der erfolgsverwöhnten Diva ab und erlebt eindrucksvoll die tiefe Leere, die sich in der Einsamkeit abzeichnet.

Cam Archer ist die große Hoffnung des US-Independent Film und konnte schon bei seinem Regiedebüt 2006 mit „Wild Tigers I Have Known“ überzeugen. Auch in „Shit Year“ wird ganz bewusst auf einen geradlinigen Verlauf der Handlung verzichtet. Der Film weiß mit einzigartigen Sequenzen zu überzeugen, unkonventionell aneinander gereiht und mit ästhetischen Bildern in schwarz-weiß an alte Hollywood Streifen aus der Zeit der expressionistischen Stummfilme erinnern. Cam Archer zeigt bruchstückartige Traumsequenzen, Erinnerungen und Halluzinationen, die einen beklemmenden Nachgeschmack hinterlassen, unterstützt durch eine eigensinnig tiefe Klanggestaltung. „Shit Year“ ist mit seinen unkonventionellen Bildern wunderschön, beklemmend und anstrengend zugleich. Seit 11. August im Kino.

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